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Preema

Von inneren Wahrheiten und äußeren Welten


Und schon wieder ist es passiert: Obwohl ich dem Chef der Eisdiele gerade freundlich meine riesige Bestellung für gleich vier Kinder, die Oma und mich genannt habe, ernte ich nicht nur eine mürrische, sondern gar eine abwertende Haltung. „Nur eine Kugel?“, zischt er mit bewegungslosen Lippen und einem Blick aus zusammengekniffenen Augen. „Ja, nur eine Kugel für mich!“, antworte ich bestimmt. Außer einem Schweigen kommt von meinem Gegenüber kein weiterer Kommentar. Schon als wir den Laden betraten, den wir, weil er ganz neu ist hier im Ort, zur Feier der Zeugnisausgabe einmal testen wollen, überschlug er sich nicht gerade vor Freundlichkeit. „Der war aber unhöflich, Mama“, stellen selbst die Kinder fest.


Fehlender Selbstwert als Einladung für schlechtes Benehmen


Tage zuvor erging es mir ähnlich in der Apotheke. Wann immer ich dort mit einem Rezept für naturheilkundliche Mittel auftauche, behandelt man mich, als wolle ich hochkomplizierte Präparate ordern. Widerwille kommt mir entgegen, wenn ich homöopathische Globuli und Biochemische Salze bestelle, allesamt längst anerkannt als Heilmittel in der medizinischen Therapie. Ich scheine meine innere entschuldigende Haltung für die weniger herkömmlichen Medikamente schon als Einladung für schlechtes Benehmen vor mir herzutragen.

Zum Frisör ging ich schon im Vorfeld mit geducktem Haupt, weil ich ahnte, dass mich neben der Schere auf dem Kopf auch wieder eine Schimpftirade über Gott und die Welt erwarten würde. Die Spannungsschmerzen, die ich unter meinen frisch frisierten Haaren oftmals mit nach Hause trug, kamen nicht nur vom Ziepen der sperrigen Bürste an meiner Kopfhaut. Vor allem war ich wütend darüber, dass man mich so behandelte und ich mir das auch noch gefallen ließ.


Die eigenen Bedürfnisse wollen erkannt und vertreten werden


Häufig schon hatte mir Annette, meine Ärztin, Freundin und Lehrerin aus der Schule der Heilkunst erklärt, dass es darum ginge, mich innerlich aufzurichten, zu mir und meinem „So Sein“ zu stehen. Dass es für meine Gesundheit wichtig sei, für meine Bedürfnisse einzutreten, und der Wunsch, freundlich und respektvoll behandelt zu werden, gehöre unbedingt mit dazu.

Die Kopfschmerzen, die ich im Anschluss an solche unerfreulichen Begegnungen häufig bekam, kämen daher, dass ich mich als Opfer fühlte, machte mir Annette immer wieder deutlich. Sie zeigten, dass Wut da sei – gestaute Lebenskraft – die sich zum Schmerz verwandele, wenn sie nicht als Antrieb für Aufrichtung und Veränderungen genutzt werde. Eine freundliche Haltung, wie sie mir aus tiefstem Herzen ein Anliegen ist, bedeute nicht, erklärte mir Annette weiter, alles hinnehmen zu müssen. Es ginge vielmehr darum, zunächst die eigenen Anteile am Verhalten der anderen zu erkennen und dann seinen Frieden zu machen mit sich selbst, aber auch – und hier beginnt meine größte Herausforderung – wenn nötig für ihn einzutreten, freundlich aber bestimmt.


Der Körper reagiert prompt, wenn die Seele überfahren wird


Ich kenne meine eigenen Anteile! Alles alte Bekannte! Der Wunsch, gemocht zu werden, gehört dazu, genauso wie die Sehnsucht, Anerkennung, Liebe und Harmonie im Außen zu finden. Unter Annettes Begleitung und in vielen ihrer Kurse habe ich gelernt, immer wieder nach innen zu schauen und zu erkennen, welche Muster mich wie handeln lassen – und wie sich das auf mich selbst, aber auch auf mein Umfeld auswirkt, auf meine Familie, meine Kinder, all meine Mitmenschen und Gegenüber.

Während meiner intensiven Zeit der inneren Arbeit, des Coachings durch Annette, lotete ich all mein eigenen Schatten aus. Ich lernte, meine Gefühle bewusst zu erleben und zum Ausdruck zu bringen im stillen Kämmerlein oder auf einem Blatt Papier, das ich verbrannte. Ich übte mich darin, meine Wunschkraft zu nutzen, um mir vom Kosmos eine Realität zu wünschen, die mir und meinen Bedürfnissen entspricht. Ich erfuhr und spürte selbst in verschiedenen Erlebnissen mit dem Göttlichen, dass ich allezeit geliebt, getragen und geborgen bin, ohne jemals etwas dafür leisten zu müssen. Und doch zeigten mir meine Kopfschmerzen unzählige Male, dass ich die Signale meiner Seele immer wieder überging – vor allem, weil ich nicht für mich eintrat, nicht in die Handlung kam.


Innere Aufrichtung tut Not


Während ich mit Kindern und Oma auf unser Eis warte, merke ich, dass ich ärgerlich bin. Kopfschmerzen habe ich zwar noch keine, aber ich weiß, dass sie sich mit Sicherheit einstellen werden, wenn ich das Spiel mit dem Kellner so weiter spiele. „Es geht jetzt um Deine Aufrichtung“- kommt mir Annettes Rat in den Sinn, den sie mir gab, als ich ihr vom unfreundlichen Verhalten der Apotheker erzählte. „Richte Dich auf! Stehe zu Dir und Deinen Bedürfnissen! Wie Innen so Außen!“, höre ich ihre liebevolle Stimme im Geiste. Und genau das tue ich jetzt auch, mitten in der Eisdiele.


Vom Ertragen ins Handeln


Auf meinem Stuhl sitzend, nehme ich eine aufrechte Haltung ein, atme tief durch und stelle mir vor, wie ich dem Eisdielenbesitzer sage, dass ich erwarte, als seine Kundin höflich und entgegenkommend behandelt zu werden, so wie auch ich ihm freundlich begegnete. Ich sage ihm, dass seine mürrische Haltung mir und den Kindern gegenüber absolut inakzeptabel ist. All das tue ich im stillen Zwiegespräch und mit offenen Augen im Kreise meiner Familie. Keiner von ihnen bemerkt irgendetwas auffälliges an mir. Ich scheine nicht mal besonders abwesend zu wirken, das wäre sicher sofort registriert worden.


Die neue Ausrichtung hat direkt Erfolg


„Per favore, il gelato per il bambini e per la signora“, präsentiert der Eisdielenbesitzer in fröhlichem Italienisch die schönen Eisbecher für die Kinder und die eine Kugel für mich. „Buon Appetito“ , fügt er herzlich hinzu und legt zusätzliche Servietten für klebrige Kinderhände bereit. „Cappuccino kommt auch gleich!", entschuldigt er sich, bevor er wieder Richtung Küche eilt. Huch!!

„Mama, der Mann war jetzt aber nett!“, staunen die Kinder. Beim Bezahlen bekommt dann jedes von ihnen noch einen Lolli und wir allesamt mit einem freundlichem Lächeln die Türe aufgehalten. Na also, geht doch! Wir kommen gerne wieder! Grazie!


Preema


Bild: Johanne Luft


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