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  • Preema

Eine Erschöpfung und ihr Geschenk der Freiheit


Die Welt draußen bereitet sich auf den bunten Jahreswechsel vor, während sich mein Magen und mein Bauch immer wieder verkrampfen, um alles zu entlassen, was nicht mehr gut tut. Generalreinigung zum Jahresabschluss von oben und von unten, leider meist gleichzeitig. Dazu kann sich mein Körper nicht entscheiden, ob es ihm zu warm oder zu kalt ist – Hitze und Schüttelfrost wechseln sich ab. Meine Knochen fühlen sich an, als sei ein Laster über mich gerollt. Ich habe nicht etwa zu ausgelassen gefeiert – dazu kam ich erst gar nicht – sondern mir wohl einen Satz Noroviren eingefangen, die seit Wochen schon überall im Umlauf sind. Ich habe nur einen Wunsch: ins Bett und schlafen, bis ich wieder gesund bin.


Aber auch am nächsten Tag komme ich nicht richtig hoch. Mein Gesundschlafen will überhaupt nicht aufhören, ich döse und träume bis zum Nachmittag. Anstatt wacher werde ich immer müder, obwohl mein Körper in Rekordzeit genesen und sogar der Appetit wieder zurückgekehrt ist – was ich der Fernheilung zu verdanken habe, die mir meine Freundin Annette geschickt hat, die glücklicherweise auch ganzheitliche Ärztin ist und zudem als meine Lehrerin ihr Wissen an der Schule der Heilkunst vermittelt.


Die Erschöpfung will nicht weichen


„Geht nix, null Kraft“, schreibe ich in einer Mail an Annette und auch, dass ich mir schon seit dem Morgen vornehme, bald aufzustehen, um meine Aufgaben in Haushalt und Familie zumindest teilweise wieder zu übernehmen. Obwohl ich Gottseidank! auf meinen Mann zählen kann, der nicht nur wunderbar mit den Kindern spielen, sondern auch kochen – noch dazu viel besser als ich – putzen und Hausaufgaben betreuen kann, plagt mich das schlechte Gewissen. Ich war doch erst krank, ausgefallen wegen Rückenschmerzen und Erkältung! Und außerdem sind in so einer großen Familie wie der unseren mit vier Kindern Ausfallzeiten, egal ob durch Krankheit oder Beruf, immer hart erkämpft und nur möglich, wenn der andere Elternteil besonders viel schultert oder sogar Oma und Opa noch einspringen. Bislang zumindest war das so, die Kinder waren ja noch klein.


Es gibt so viel zu tun…


Jetzt aber sind die Kinder aus dem Gröbsten raus, zwischen Grundschulkind und Teenager. Sie sind groß geworden und mit ihnen die Kleidung. Ganze Wäscheberge tummeln sich bei uns beinahe täglich im Keller. Jeans, Sweatshirtjacken, Shirts und extralange Deckbetten füllen rasch die Trommel, einfach weil sie so groß sind. Handtücher in Hülle und Fülle kommen dazu, gerne auch, weil sie nass auf irgendeinem Kinderzimmerboden liegengeblieben sind und niemand sich mehr am nächsten Tag damit abtrocknen und anschließend nach feuchtem Hund riechen will. Und ehrlich gesagt bin ich auch froh darum, dass der Nachwuchs seine Sachen regelmäßig auffrischt, denn längst hat der Duftfaktor den Kleckerquotienten aus Kindergartentagen abgelöst.


Innerer Druck als Auslöser für Krankheit und Erschöpfung


An all das muss ich denken während ich im Bett liege, denn Wäsche waschen kann bisher leider nur ich. Als bald Annettes Mail auf meinem Handy klingelt, überrascht mich ihr kraftvoller Inhalt. Erwartet hatte ich, wie am Tag zuvor und noch am Morgen, liebevollen Zuspruch, sanfte Streicheleinheiten für Herz und Seele, Trost und Aufbau für mein leidendes Sein. Jetzt aber weht ergänzend zum Trost noch ein frischer Neujahrswind in ihren Zeilen. „Warum zwingst Du Dich funktionieren zu müssen?“, fragt sie. „Der Druck, den Du Dir machst, legt Dich lahm und ist eine Einladung für alle möglichen Krankheiten, endlich liegen und dösen zu dürfen.“ Sie erinnert mich daran, dass schließlich unser Bewusstsein als höchste Schöpferkraft die Umstände und die Realität in der wir leben, erschaffe. Und tief in mir sehnte ich mich eben einfach nur nach Erholung. Huch, damit habe ich nicht gerechnet. Dass ich jetzt auch noch verantwortlich sein soll für meine virenbedingte Kraftlosigkeit.


Den Bedürfnissen treu bleiben als Gesundheitsgrundlage


Die tiefe Wahrheit und die Liebe, die in diesem Impuls stecken, erschließen sich mir beim weiteren Lesen. Es sei so wichtig, meinem Bedürfnis nach Erholung treu zu bleiben, weil es die unverblümte Wahrheit meiner Seele sei und deshalb notwendige Voraussetzung für meine Genesung. Annette weiß, dass ich mich lange schon erschöpft fühle von all den vielen Anforderungen an mich und vor allem von meinen eigenen Gedanken, die mir vorspielen, immer erst noch etwas erledigen und stets funktionieren zu müssen.


Kursänderung ist wichtig


Die Kinder seien aber nun groß genug, um noch mehr als bisher mit anzupacken in unserer großen Familie, meint Annette. Sie verstehe mich und fühle mit mir in meiner Erschöpfung, aber um neue Kraft zu generieren, sei neben der Erholung, dem Träumen, Schlafen, Ruhen, Fließen, auch eine Kursänderung wichtig. Ja, das stimmt wohl! Es würde mich und uns Eltern sehr erleichtern, wenn die Lasten und Pflichten etwas verteilter wären. Bislang haben Hari und ich lieber fast alles selbst erledigt, um nervigen Diskussionen, wer wann was und wieviel schon erledigt hat und sich deshalb nun ungerecht behandelt fühlt, aus dem Weg zu gehen. Aber tief drinnen weiß ich, dass es auch für die Kinder selbst ein erfüllendes Gefühl sein wird, neue Fertigkeiten zu erlangen, noch dazu solche, die für ein eigenständiges Leben später wichtig sind. Ich erkenne, dass viel Freiheit für uns alle in Annettes Rat steckt!


Die Gelegenheit beim Schopfe gepackt


Die Gelegenheit ist also günstig! Und irgendwie beflügelt mich das. Fast augenblicklich erhebe ich mich von meinem Krankenlager und rufe im Wohnzimmer einen Familienrat zum neuen Jahr ein. Ohne viel Brimborium erkläre ich, wie ich es mir hier vorstelle in Zukunft und auch Hari gestaltet sofort begeistert mit. Ruckzuck verteilen wir Aufgaben im Haushalt nach Alter und Fähigkeiten als persönliche Zuständigkeitsbereiche, jeweils unterstützt von einem von uns Eltern. Kleinigkeiten teilweise, die in Summe aber viel ausmachen. Und das Geniale daran ist, dass diesmal kein großer Widerspruch vom Nachwuchs erhoben wird – es geschehen doch noch Zeiten und Wunder!


Freude stellt sich ein


„Die ersten Maschinen laufen schon“, schreibe ich Annette später und schildere begeistert, dass die Mädchen nun nicht nur wissen, wie man Wäsche sortiert und die Maschinen bedient, sondern auch, dass von Krankheit keine Spur mehr in mir zu finden sei. Meine Müdigkeit scheint wie weggeblasen, ich fühle Kraft und Zuversicht.

„Respekt! Klasse, gut umgesetzt“, freut sie sich mit mir. Und erklärt, dass alles von alleine und leicht laufe, wenn ich als Mutter klar und frei von Schuldgefühlen sei. Es tue allen gut und mit dem Erfolg sei auch die Freude für alle mit im Programm.


Dem Himmel sei Dank!


Oh ja, und wie! Am helllichten Nachmittag – zur Rush-hour der Familie – eine Geschichte zu schreiben, dazu kam ich bis vor kurzem gar nicht.

Aber gerade sind alle beschäftigt, jeder hat seinen Plan, von Hausaufgaben über Holzreinholen bis Müllrausbringen. Die immer noch mehr als reichlich bemessene Freizeit wissen die Kinder dann später auch umso mehr zu schätzen. Ebenso die Tatsache, dass Wäsche nicht einfach fertig im Schrank liegt und Handtücher nicht von selbst gut duften. Während mir das gerade erst so richtig bewusst wird, geht die Türe auf und die beiden Mädchen bringen stolz zwei Paar ordentlich gebügelte Jeans für den Elternschrank. Dem Himmel sei Dank für diese klärenden Neujahrsviren!!

Preema


Illustration: Johanna Luft


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