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  • Dres. Annette & Constanze Herrmann

Blitzartige Erleuchtung



Blitzartig werde ich in Licht gehüllt, hell und klar. Der Schrecken fährt mir in die Glieder, bevor um mich herum der Moment stehenzubleiben scheint. Als ich verwundert zu meiner Rechten schaue, sehe ich, dass auch das Auto neben mir vom leuchtenden Licht erfasst worden ist. Ich bin in eine Radarfalle gefahren!


Ach, Du liebe Zeit! 30 km/h waren scheinbar nur erlaubt und an die 50 Sachen bin ich wohl gefahren. Ich war nicht schnell unterwegs für mein Gefühl, war nur zügig mitgeschwommen im Stadtverkehr, achtsam und allzeit bereit zu reagieren. Das Geschwindigkeitsschild habe ich wohl dennoch übersehen. Wer rechnet auch mit einer solchen Begrenzung auf einer doppelspurigen Straße mitten in Frankfurt! Ich kann froh sein, wenn es bei einem Bußgeld bleibt!


Knöllchen haben mein Mann Hari und ich in letzter Zeit schon einige bezahlt. Auch ein vierwöchiges Fahrverbort war schon dabei – sehr unpraktisch, wenn man täglich zur Arbeit muss. Es scheint, als hätten wir ein Spezial-Abo für Unachtsamkeits-Steuereinnahmen im Straßenverkehr. Je vorsichtiger wir fahren und parken, umso mehr grüne Briefe scheinen wir zu erhalten.


Als ich Annette, meiner Lehrerin, Freundin und Leiterin der Schule der Heilkunst, von meiner aktuellen Begegnung mit der Radarfalle und unserer Bußgeld-Serie erzähle, hat sie dafür eine Erklärung, die mich in ihrer Weisheit sehr berührt: „Wenn das innere Gesetz der Seele missachtet wird, dann ruft das oft die äußeren Gesetzesvertreter auf den Plan.”


Oh, ich fühle, dass das ein wichtiger Hinweis ist! Welche inneren Gesetze mag ich aber wohl übertreten haben an besagtem Abend? Hari und ich hatten gemeinsam eine Veranstaltung besucht, einen Zirkus, der uns in die Welt von Zauber und Magie entführen sollte. Die Eintrittspreise waren gesalzen, aber da wir 22 Jahre Partnerschaft zu feiern hatten, war es uns das wert.


Mit Heavy Metal zur Untermalung der wirklich kunstvollen artistischen Einlagen hatten wir allerdings nicht gerechnet. Auch die Kostüme aus der Welt der Echsen, Chamäleons, Drachen und Teufel trugen nicht gerade dazu bei, dass sich unsere Herzen öffneten. Und so entschieden wir uns, nach der ersten Halbzeit zu gehen, allen vernünftigen Argumenten zum Trotz.


Ich war eigentlich ein bisschen stolz auf unsere Entscheidung! Schließlich hatte ich in der Vergangenheit schon ordentlich „Schmerzensgeld“ dafür bezahlen müssen, dass ich so oft meine inneren Impulse überfahren habe. Kopf- und Bauchschmerzen waren monatelang meine treuen Begleiter, wann immer ich meinem Ehrgeiz oder äußeren Konzepten von Verpflichtung und Ansehen folgte anstatt meinen Seelenbedürfnissen. Ich fühlte mich dann häufig als Opfer der Umstände und dann kam der Schmerz.

Bei diesem intensiven Training durfte ich aber auch das Glück erfahren, das sich einstellt, wenn man sich selbst und seiner Seele treu bleibt. So erlebte ich, wie meine Entscheidung, ein teures Seminar wegen starker Kopfschmerzen abzubrechen, nicht nur mit der unverhofften Möglichkeit belohnt wurde, es nachholen zu können, sondern auch mit unvergleichlich schönen Erfahrungen während des zweiten Seminars. Und das, obwohl ich mich erst so schwer getan hatte, meinen Ehrgeiz loszulassen und meinen Willen, beruflich möglichst schnell vorwärtszukommen. Viel Unterstützung und warme wie klare Worte von Annette waren nötig, um mich zum Loslassen zu bewegen und mich der Führung durch den Kosmos anzuvertrauen.


Während wir beim ursprünglichen Kurs weit über 100 Teilnehmer waren in einem engen kalten Raum, durfte ich beim Wiederholungskurs, der schon vier Monate später in meiner Lieblingsstadt stattfand, in gemütlicher Runde und schönen Räumlichkeiten lernen. Während dieser drei Tage hatte ich nur mit außergewöhnlich freundlichen Menschen zu tun, vom Hotelpersonal bis zu den Kursteilnehmern. Alles war schön, hell und licht.

„Zum Wohlfühlen, bin glücklich!“, schrieb ich Annette damals per Handynachricht. Und das, was sie mir darauf antwortete, habe ich mir bis heute sogar als Notiz abgespeichert, so ermunternd empfand ich ihre Worte: „Eigentlich doch so wohlwollend, der Kosmos“, schrieb sie zurück. „Wir können nur langsam lernen, uns an dieses Wohlwollen zu gewöhnen und darauf wirklich zu vertrauen.“


Welches Wohlwollen aber wollte mir der Kosmos mit der Blitzaktion entgegenbringen? Anstatt für das Verlassen der Zirkusveranstaltung belohnt zu werden, weil sie nicht meiner Freude diente, muss ich jetzt auch noch Bußgeld bezahlen!


„Zusammen mit der teuren Brezel, die ich kurz vor der Veranstaltung gekauft habe, kommt da einiges zusammen“, schreibe ich zähneknirschend an Annette. Und da schießt es mir blitzartig in den Sinn: die Brezel war es! Obwohl ich solchen Hunger hatte, knauserte ich innerlich damit, dass sie eigentlich viel zu teuer sei und wir für den Betrag eine ganze Packung tiefgefrorenes Laugengebäck beim Discounter hätten kaufen können. Ich schaffte es kaum mehr, der sehr freundlichen Verkäuferin ebenso herzlich einen schönen Abend zu wünschen wie sie mir. Und die Brezel konnte ich anschließend nicht wirklich genießen.


Wer sich aber wie ich innerlich verpflichtet hat, der eigenen Seele zu dienen, sich führen zu lassen vom Kosmos, komme, was wolle, und darauf zu vertrauen, dass das, was aus dem Inneren aufsteigt, nicht nur seine Berechtigung hat, sondern auch geführt, beschützt und versorgt werden wird, der darf sich vom ewig berechnenden Verstand nicht leiten lassen. Es ist schon erstaunlich, dass ein so kleiner Betrag von 3 Euro ausreichte, um mich ab von meiner Spur in allgemeine Existenzsorgen und Zweifel zu bringen. Unbewusst, wohlgemerkt! Und das, obwohl wir Gottseidank! unser Auskommen haben.


Mit dieser blitzartigen Erleuchtung fassen Hari und ich einen neuen Beschluss für den weiteren Abend: Wir nehmen den Weg zum Biergarten und genießen bei herrlichem Blick auf die Altstadt und allerlei Herzhaftem die Ruhe nach dem Heavy Metal Zirkus.

Die Rechnung kam wie immer zum Schluss: nur sechs km/h zu schnell und zehn Euro Bußgeld! Puuuh, vielen Dank!!


Preema


Bild: Johanna Luft


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